Augsburger Allgemeine vom 29.10.2016
Seit zehn Jahren gibt es „Vox Augustana“. Der Chor ist nicht groß; gerade das schätzt der Dirigent Von Claudia Hamburger
Gähnen, im Geiste eine Orgelpfeife umarmen, verschiedene Gesangsübungen – all das, was der Stimme gut tut, gehört dazu, wenn das Ensemble Vox Augustana probt. Die Chor-Mitglieder stehen im Halbkreis und pusten die Luft aus ihren Wangen. „Bleib bei uns“, beginnen sie zu singen, das „Abendlied“ von Josef Rheinberger.
Einmal pro Woche wird so oder so ähnlich geprobt. Und das bereits seit zehn Jahren, denn so lange gibt es den Chor schon. Er zählt derzeit 20 Mitglieder im Alter von 30 bis 60 Jahren. Laut Chorleiter Christian Meister, der unter anderem auch den Klassik Chor München und den Festspielchor der Carl-Orff-Festspiele Andechs leitet, ist die relativ kleine Größe ein Aspekt, den er an dieser Singgemeinschaft besonders mag. Sie habe dadurch eine „kammermusikalische Art“, sagt er. „Bei der kleinen Besetzung ist jeder Einzelne gefordert.“ Denn jeder Sänger könne den Klang beeinflussen. Zudem besitzen alle Mitglieder eine musikalische Vorbildung – da wird Basisarbeit für Meister überflüssig. „Ich kann sehr detailliert und intensiv mit den Sängern arbeiten“, sagt er. Der Chor ist für Meister aber noch auf eine andere Art besonders: Er sei für ihn immer auch eine Möglichkeit, zu Hause zu sein. Denn der 34-Jährige, der in München wohnt, kommt ursprünglich aus Augsburg. So hat er im Laufe der Jahre einige Menschen im Chor wieder getroffen, die er noch von früher kannte – beispielsweise aus der gemeinsamen Zeit bei den Domsingknaben.
Das scheint gelungen. Das Repertoire von „Vox Augustana“ ist sehr vielseitig. Bach, Mendelssohn, Brahms, Whitacre – das Ensemble singt Chorwerke aus allen Epochen und Gattungen. „Bei Schütz fühlt der Chor sich besonders wohl, aber auch in der romantischen Chormusik“, sagt Meister, der den Chor 2011 übernommen hat und natürlich gut kennt. Was gesungen wird, wählt meistens er aus. Dabei mache er sich Gedanken darüber, welche Klangmöglichkeiten das Ensemble hat und wie ein Stück aufgeteilt werden könnte. „Ich stelle mir immer erst im inneren Ohr vor, wie die Stücke klingen werden.“ Wenn diese letztendlich zur Aufführung kommen, sei das jedes Mal ein Höhepunkt. Meister sagt: „Es ist eine besondere Atmosphäre, die einem dann entgegentritt. Sie zieht die Zuhörer in den Bann.“
veranstaltet zwei Jubiläumskonzerte mit Chorwerken aus über vier Jahrhunderten. Die Konzerte finden statt am Samstag, 29. Oktober, um 19.30 Uhr in der Klosterkirche Maria-Stern in Augsburg und am Sonntag, 30. Oktober, um 18 Uhr in der Wallfahrtskirche Herrgottsruh in Friedberg. Der Eintritt ist frei.